Hallo, da bin ich wieder. Ich habe eine relativ lange Zeit
(1728 Stunden) die Finger von der Tastatur gelassen. Ein Grund dafür ist natürlich
das die ersten paar Wochen das meiste Blog-Material liefern, weil so ziemlich
alles neu ist. Der andere Grund ist einfach Faulheit. Mittlerweile habe ich
mich hier recht gut eingefunden, aber es ist wirklich nicht so als ob es nichts
mehr zu schreiben gibt über das Land der Möglichkeiten.
Bevor wir uns mal wieder ein wenig über die Amerikaner
lustig machen werde ich erst mal egoistisch über mich selbst erzählen:
In meinem letzten Eintrag ging es um meinen Traum in Amerika
Basketball zu spielen. Dieses mal geht es darum wie ich erwachsen werde. Klingt
komisch, ist aber so. Dabei meine ich nicht meinen Bart der momentan wegen des
„No-Shave-November“ Events mein Kinn ziert.
Das Training ist weit mehr als nur ein Feilen an unseren
Basketball Fähigkeiten; es ist ein intensives, ins Detail geplante
Zusammenarbeiten. Nach einem Aufwärmen mit viel sprinten, Korblegern und
Ballhandling Übungen geht es los mit dem Lernen von Spielzügen und Strategien.
Ein Training sollte mindestens so intensiv sein wie ein Spiel, damit keine
schlechten Gewohnheiten einschleichen die dann während eines wichtigen Spieles
auftreten. Dies bedeutet leider, dass alles perfekt sein soll; dies ist
wiederum nicht möglich wenn 3-4 Spieler nicht wirklich mithalten können. Da wir
außerdem 20 Jungs sind und man meistens 15,16 für die Übungen braucht darf ich
eigentlich so ziemlich alles machen was ich will, im stark negativen Sinne. Im
Klartext: ich schaue zu und dribbel/werf ein wenig.
Mein Unterricht hingegen wird immer interessanter. So gibt
sich also die äußerst Frank-untypische Entwicklung, dass ich mich mehr auf den
Unterricht freue als aufs Basketball. Schwer zu glauben und schwierig für mich
zu akzeptieren. Insgesamt aber eine fürs Erwachsen-werden gesunde Entwicklung,
denn meine Brötchen werde ich wohl nicht mit dem orangenen Ball,
sondern mit Köpfchen verdienen.
Auch wenn das Training keinen Spaß macht, die Jungs sind klasse und wir haben viel Spaß untereinander |
Nahrung: Mit dem abrechnen für meine Wohnung habe ich
zusätzlich für 175 Mahlzeiten im Campus Center gezahlt. Durch das Scannen am
Eingang der Cafetaria mit meiner MNU-Karte bekomme ich eine dieser 175 eher
weniger delikaten Mahlzeiten. Eigentlich darf ich mich nicht beklagen, aber ich
tu’s trotzdem. Während das Essen meinen Gaumen in den ersten zwei Wochen
verhältnisweise schmeichelte, erscheint mir das Buffet inzwischen als eine
Pampa die jeden Tag gleich aussieht. Manchmal gibt’s auch Hot-Dogs und Hamburger.
Mein Ziel gesund zu essen ist zwar nicht kläglich gescheitert, aber schon
gescheitert. Außerdem habe ich falsch kalkuliert und meine Anzahl an nötigen
Mahlzeiten bis Weihnachten entspricht nicht der Anzahl an Scans die ich noch
habe. Scheisse, Mathe hat mir schon wieder eine gescheuert.
Essen erinnert mich an das was ich als erstes machen werde
wenn ich wieder daheim bin: einen DÖNER essen und ins Top10 gehen. Auch wenn es
hier eine schier unendliche Wahl an Fastfood gibt, fehlt der gute deutsch-türkische
Döner Kebab. Eine schier nicht vorhandene Auswahl findet sich in der
Party-szene. An einem Abend mit den Freunden ein paar Drinks zu schlürfen und
tanzend die Schönheit des Lebens zu feiern war mir bisher noch gar nicht
möglich. Ein :’-( Smiley
wäre an dieser Stelle angebracht. Deprimierend ist auch, dass man plötzlich
wieder 15 Jahre alt ist: Nicht alt genug um ein Bier zu kaufen.
Bevor ich euch nun wie versprochen ein Teil amerikanischer
Kultur vorstelle, über das wir lachen können, möchte ich hier erwähnen,
dass Amerikaner wirklich nette Leute sind. Das klingt jetzt ironisch aber ich
mein’s ernst. Ich habe ein paar klasse Freundschaften geschlossen und nicht
jeder Amerikaner entspricht der folgenden „Geschichte“:
Momentan sitze ich in einem dieser Benzin-schluckenden,
viereckigen Chevrolets und fahre nach 5 Tagen in Minnapolis zurück nach Kansas.
Die Walkers haben 4 Jahre in Büsingen gearbeitet und zusammen mit Linda, Tabea
(Deutschland), Alyssa und Lizz (Amerika, aber schon Deutschland besucht) haben
wir im Walker Haus Thanksgiving gefeiert. Es tut immer gut unter Leuten zu
sein, die Büsingen genauso sehr lieben wie ich. Nach einer 7 stündigen
Autofahrt am Dienstag haben wir uns Mittwoch in die „Mall of America“ gewagt, Amerikas größtes Einkaufszentrum. Unglaublicher weise ist in
diesem Einkaufszentrum das Fahren einer Achterbahn nichts Ungewöhnliches. Den
folgenden Tag hatten wir unser Thanksgiving dinner mit obligatorischem
Kartoffelbrei und Truthahn. Das wahre Spektakel nennt sich allerdings „Black
Friday“. Dieser arbeits-freie Tag ist dem Shoppen gewidmet und eröffnet
offiziell die Weihnachtssaison (Ab jetzt sind bunte Lichter in den Gärten zu
sehen). Dieser Freitag wird schwarz genannt weil die Geschäfte an diesem Tag
keine roten Zahlen schreiben, sondern eben ordentlich abstauben und in den
schwarzen Zahlen stehen. Geschäfte locken gierige Einkäufer in die Läden indem
viele Artikel bis zu 70% Rabatt bekommen. Dies sorgt für eine angespannte und
verrückte Atmosphäre, da die Artikel nur begrenzt vorhanden sind.
„You don’t understand, people die on black friday!“ Wie sich
herausstellte hatte ich wirklich nicht verstanden wie verrückt Black Friday
ist. Die Läden öffneten dieses Jahr um Mitternacht und erinnerten mich an das
Verkaufen eines neuen Harry Potter Buchs. Als wir um 19.00 Uhr beim
amerikanischen Media-Markt („Best Buy“) vorbeikamen hatte sich schon eine 30m
lange Schlange vor dem Eingang gebildet. Getrieben von Schaulust gingen wir
kurz vor Mitternacht zurück zu Best Buy und fanden die Konsum-getriebene
Gesellschaft zu seinen besten Zeiten vor: Der gesamte Parkplatz war gefüllt mit
Autos, die Schlange vor dem Eingang war nun 300m lang und mehrere Polizisten
bewachten den Eingang. Als sich die Türen um 23.58 öffneten stürmten und
drängten die Leute in das Geschäft und rannten
zu ihrem Produkt, das sie schon im Voraus ausgesucht hatten (z.B. ein Samsung
LCD Fernseher mit 150cm Bildschirm Diagonale für 499$). Am nächsten Morgen
lasen wir in der Zeitung, dass eine Frau in Wal-Mart Pfefferspray benutzt hatte
um andere Leute von „ihren“ Produkten fern zu halten. Vor ein paar Jahren wurde
ein Mitarbeiter in Wal-Mart sogar zu Tode getrampelt als er die Türen öffnete.
Eigentlich ist es wahrlich zum weinen aber ehrlich gesagt war es recht amüsant
den gierigen Einkäufern zuzuschauen J
Hier mein facebook video dazu:
Nun gilt es noch einen Endspurt in der Schule hinzulegen
bevor ich in 3 Wochen am 17. Dezember ins Flugzeug steige. Bis dahin werde ich
aber probieren möglichst viel der amerikanischen Weihnachts-Atmosphäre zu
schnuppern und rausfinden wie sehr das echte Leben dem (Abi-)„Winter Wonderland“ entspricht. Soweit sehen zumindest die Häuser genauso bunt und verrückt dekoriert
aus wie man das aus den Filmen kennt.